Die Frühjahrslehrgänge 2003 in Deutschland
von Peter Nawrot
Die diesjährigen offiziellen Stationen des Frühjahrsbesuches 2003 von Shimizu Sensei in Deutschland lauteten:
- Moers (07. - 08.03.)
- Hennef (09. - 12.03.)
- Berlin (13. - 15.03.)
Daneben fanden weitere lokale Lehrgänge in Moers, Lüneburg und Hamburg und vor den Lehrgängen in Deutschland ein weiteres Seminar in Genk/Belgien statt.
Lehrgang in Moers
Nach einem internen Lehrgang am Freitag mit 20-30 lokalen Teilnehmern fand der offizielle Lehrgang mit 70-80 Aikidōka aus ganz Deutschland und aus den Niederlanden am Wochenende statt.
Der Lehrgang begann nach dem vormittäglichen Einkaufsbummel in Moers, bei dem Shimizu Sensei und Kenta sich mit schicken T-Shirts als Mitbringsel für Tendōkan-Schüler versorgten. Trotz der Kürze des Lehrganges und der grossen Teilnehmerzahl waren grosse, tendōryu-spezifische Techniken angesagt, und hoch motiviert durch die locker-leichten Ukemi von Kenta floss der Schweiss in Strömen. In den verdienten Pausen konnte Shimizu Sensei frei erklären, da die Übersetzungen nahezu simultan abliefen.
Ein ‚Arbeitsessen’ mit den höheren Dangraden bei herrlichem Ausblick auf den Rhein, bei dem Shimizu Sensei einge aikidō-spezifische Themen diskutierte, beendete den ersten Lehrgang. Shimizu Sensei wies an dieser Stelle noch einmal darauf hin, dass er auf die Unterstützung aller Tendōryu Aikidōka beim Vertrieb seines auch von deutschen Aikidōka gewünschten neuen Videos hofft, um die Produktionskosten zu amortisieren.
Lehrgang in Hennef
Nach der Stärkung im italienischen Restaurant bei italienischer Orginalmusik begann der Wochenlehrgang in Hennef am gleichen Ort wie im vergangenen Jahr (Fussball-Sportcenter Hennef). Da die meisten der 70-80 Teilnehmer bereits zum 2. Mal dabei waren, war die Gefahr des Verlaufens in der riesigen Sportanlage mit mehreren Hallen, Schwimmbädern und Sportplätzen inmitten eines Waldgeländes glücklicherweise gering. So waren wir auch nicht die einzigen Gäste, neben verschiedenen Sport- und Betriebsgruppen trainierte auch eine japanische Fussballmannschaft aus Miyazaki, die verwundert zur Kenntnis nahm, dass Japaner zum Fussball nach Deutschland kommen, während Deutsche bei einem Japaner die japanische Sportart Aikidō lernen.
Wegen der Temperaturen in der Halle und wegen des recht hohen Trainingsniveaus waren je 90 Minuten Training vor- und nachmittags völlig ausreichend. Darüber hinaus bot Shimizu Sensei nach dem offiziellen Training meistens etwa 30 Minuten Spezialtraining für die fortgeschrittenen Schüler an, bei dem er gezielt auf individuelle Angewohnheiten einging und intensiv korrigierte.
Auch hier war das Beispiel von Kenta als Uke von grossem Nutzen, da Kenta seit frühester Jugend unter ständiger Anleitung von Shimizu Sensei trainiert und sich mittlerweile voll auf Aikidō konzentriert (wir fanden ihn also nicht bei der japanischen Mannschaft auf dem Fussballplatz).
Schwert- und Stocktechniken kamen nicht zu kurz, und wer Glück hatte, konnte dabei den Schwertspezialisten Jos aus Belgien als Partner finden.
Verglichen mit früheren Lehrgängen sind die Aikidō-Techniken mittlerweile relativ homogen (Tendōryu) und werden in zunehmendem Masse locker und leicht und doch mit Ki ausgeführt. Die Frauenbeteiligung lag bei etwa 20% und damit recht niedrig. Leider zeigt sich bei den weiblichen Tendōryu-Schülern noch keine so breite Basis wie bei den Männern.
Wie üblich verbrachten frau/man die Zeiten zwischen den Trainingseinheiten mit Essen, Ausruhen, Spazierengehen (leider war noch sehr wenig vom Frühling zu sehen) und abendlichen Diskussions- und Weinrunden.
Das Training endete am Donnerstagabend, und ein grosser Teil der Berliner und der am Berliner Lehrgang teilnehmenden Aikidōka brauste sofort los, um noch vor Mitternacht in Berlin zu sein.
Jubiläums-Lehrgang in Berlin
Die Teilnehmerzahl von über 200 Aikidōka spiegelte die Bedeutung des letzten Frühjahres- und gleichzeitig Jubiläumslehrganges (25 Jahre Shimizu Sensei in Deutschland, 10 Jahre TAD) wieder. Wegen der hohen Teilnehmerzahl – z.B. waren alle deutschen höheren Danträger anwesend – wurde die untere Sporthalle aus Sicherheitsgründen gesperrt, damit in der oberen Halle trainiert werden konnte. Shimizu Sensei demonstrierte die Techniken wie gewohnt locker und dynamisch, und auch die Zuschauer waren begeistet, wie über 200 Aikidōka wie von einer geheimnisvollen Kraft geleitet gemeinsam tranierten.
Der erste Teil der Jubiläumsfeier fand am Samstagabend im ‚Alten Krug’ statt. Ein buntes Programm begleitete den Abend. Neben musikalischen und prosaischen Darbietungen zeigte Shimizu Sensei Videos, die er aus Japan mitgebracht hatte. Eines davon enthielt Ausschnitte vom Aikidō-Lehrgang in Wladiwostok im Oktober 2002. Neben den Demonstrationen von Shimizu Sensei und Kenta wurde von zwei jungen Russinnen ein ‚Kranichtanz’ vorgeführt, der Aikidō-Bewegungen von Taisabaki bis hin zu Irimi-nage-Formen enthielt, die hervorragend mit der Musik harmonierten.
Ein zweites Video zeigte Aufnahmen zum Thema ‚Es gibt den 6. Sinn!’ eines japanischen Fernsehsenders. Shimizu Sensei reagierte darin auf die Angriffsbewegungen eines Ukes, den er hinter einer schwarzen Stellwand nicht sehen konnte. Erstaunlicherweise harmonierten die meisten seiner Verteidigungsbewegungn weitgehend mit Angriffen wie Shomen-uchi, Tsuki und Ryote-tori, was auch hinzugezogene japanische Spezialisten nicht erklären konnten.
Im Anschluss an die Videos überreichte Herr Brandl, der Vorsitzende des SSC Südwest Hauptvereines, Shimizu Sensei die goldene Ehrennadel.
Ein weiterer Höhepunkt des Abends war die Verteilung erster Exemplare einer Festschrift, die durch Bild- und Textbeiträge der ältesten Schüler und durch ein exzellentes graphisches Design ( von Peter Haase) das einmalig festliche Jubiläum gelungen unterstrich.
Der zweite Teil der Jubiläumsfeier fand vor dem letzten Training am Sonntatg statt. Nach einem meditativ-besinnlichen Flötenspiel auf der japanischen Shakuhachi erhoben Vertreter des SSC Südwest-Aikidō, der japanischen Botschaft, des Bezirkes und der Deutsch-Japanischen-Gesellschaft das Wort. Eine kurze Demonstration von Shimizu Sensei und Kenta rundete das Programm ab, und der anwesende Fernsehsender OKB interviewte während des nun beginnenden Trainings einige Teilnehmer und Zuschauer.
Mit Graduierungen vom 1. bis zum 5. Dan schloss der Lehrgang.
Mittags machten sich die meisten Gäste auf die bei einigen lange Heimfahrt. Shimizu Sensei und Kenta erkundeten Berliner Sehenswürdigkeiten, bevor sie dann am Montag über Frankfurt nach Japan zurückkehrten.