Das Berliner Ki
von Peter Nawrot
1990 – Deutschland war längst vom Aikido Fieber erfaßt. Ganz Deutschland? Nein, die alte und neue Hauptstadt Berlin war noch fest in der Hand anderer Aikido-Gruppen, und das Tendoryu-Aikido Geschehen spielte sich an anderen Orten ab. Hier mußte etwas geschehen …
Nach langen, aikido-lehrreichen Jahren in Tokyo kehrte ich berufsbedingt nach Berlin zurück. Meiner Berliner Budo-Heimat, dem SSC Südwest Abtlg. Judo, war ich 1958 unter dem damaligen Jiu-Jitsu Meister, Walter Grunert, beigetreten. Sein Nachfolger, Jürgen Mohn, leitete und vergrößerte dann den Verein 30 Jahre lang bis zum Anfang der 90er Jahre.
Das im SSC betriebene Judo hatte sich bereits sehr bald weg von Wettkampfaktivitäten hin zu ‚sanfter’ Selbstverteidigung im Budogeist entwickelt. Daher folgte 1990 der SSC begeistert der neuen Richtung.
Die Umstellung war mühevoller als erwartet. Fallübungen mußten größer und weicher, Angriffe dynamischer und realistischer werden, Angriffstechniken fielen weg, und Nage mußte mit Uke harmonisieren. Und dann war da noch die Sache mit dem Ki ...
Hoch motiviert durch das Vorbild von Shimizu Sensei und seinen dynamischen natürlichen Bewegungen wurden schließlich alle Schwierigkeiten überwunden. Mit dem ersten Shimizu Lehrgang in Berlin 1991 mit über 100 Teilnehmern war Tendoryu-Aikido fest in die Berliner Aikido-Szene integriert.
Die Jahre bis 1995 waren gekennzeichnet durch intensive Übungsleiterausbildung, regelmäßige Graduierungen, Teilnahme an Shimizu Lehrgängen und der Eröffnung weiterer Gruppen (Budokan, VHS).
Nach meinem Wechsel nach Singapur übernahmen die Nachfolgetrainer nach und nach die Verantwortung bis zur vollen Selbständigkeit 1999, organisierten Lehrgänge mit anderen Tendoryu Lehrern und gründeten weitere Gruppen (Friedrichshain, etc.).