Kagamibiraki
Kawaraban Nr. 16
10/1993
von Shigeo Kamata
Zum Neujahr sind Kamidana (Shinto Haus-Schrein) und Alkove mit Kagamimochi (Reiskuchen mit Orangegeschmack) überschwemmt. Das Verteilen von Kagamimochi, das Einschenken von klarer Suppe (sumashi jiro) und süsser roter Bohnensuppe (shiruko) sind Bestandteile der Feierlichkeiten zu Kagamibiraki. Früher fanden die Feierlichkeiten am 20. Januar statt, aber seit einiger Zeit sind sie am 11. Januar. Es wird gesagt, daß an diesem Tage das Neujahrsfest, an dem Kagamimochi verteilt werden, endet, und es die Bedeutung gibt, daß man eine neue Arbeit beginnen sollte. Die Ereignisse an dem Tag, an dem die Arbeit des neuen Jahres beginnt, wird von den Kaufleuten das ‚Kurabiraki’ (Öffnung des Warenhauses), von den Samurai das ‚Gusokubiraki’ (Rüstung), und unter den Bauern das ‚Kuwahajime’ (Hacke, Pflug) genannt. Beim Gusokubiraki der Samurai (oder buke) wurden die der Rüstung und dem Helm geopferten Gusokumochi mit der Hand oder einem Hammer zerschlagen (es wurde ‚zerschlagen’ genannt, weil man das Wort ‚schneiden’ vermeiden wollte) und gegessen, und ‚Hatsuka’ (hatsuka = 20. Tag und verklingende Töne) wird gefeiert. Die Reiskuchen (mochi) für diese Zeit werden Kagamimochi genannt.
In Verbindung mit dem Gusokubiraki der Samurai entstand in den Budo-Dojos das Kagamibiraki. Die Bedeutung des Kagamibiraki ist der Trainingsbeginn im neuen Jahr. Deshalb wird das Dojo gereinigt, im Kamidana (Shinto-Schrein) werden Kagamimochi und Opferwein aufgestellt, mit frischem Geist wird das Training begonnen, und das nennt sich das Kagamibiraki des Budo.
Dieses Kagamibiraki wurde auch innerhalb der Ereignisse eines ganzen Jahres von Anfang an zu einem heiligen Ereignis, und an diesem bestimmten Tage mußte man zur Reinigung sowohl des Körpers als auch des Geistes teilnehmen. Weil es sich insbesondere um den Beginn des neuen Jahres handelte, war es ein Anlaß zu schwören, sich mit neuer Entschlossenheit im Training zu bemühen.
Was das Budo und die Künste betrifft, ist der Geist des Anfangs wichtig. In einem Abschnitt des ‚Kakyo’ aus dem ‚Zeami’ finden wir die Worte „wir dürfen den Geist des Anfangs nicht vergessen“. Das bedeutet, daß wir immer, auch wenn wir bereits seit noch so vielen Jahren, seit noch so vielen Jahrzehnten das Training fortgeführt haben, im Training den Geist des Anfängers bewahren müssen.
Auch was das Tendoryu betrifft, findet jedes Jahr im Januar das Kagamibiraki statt, und bei diesem Kagamibiraki erklärt jeder einzelne Student seine Beschlüsse zum Anbruch des neuen Jahres. Und weil wir gemeinsam damit den Dojoleiter Shimizu Sensei als Meister respektieren und es zum Anlaß nehmen, dem Tendokan Dojo zu seiner positiven Entwicklung zu gratulieren, hoffe ich, daß alle Studenten daran teilnehmen werden.
© übersetzt von Peter Nawrot 10/2005