Der Lehrgang in Frankreich
Kawaraban Nr. 74
05/2008
vom Leiter des Tendokan, Kenji Shimizu
Gemäß den Planungen begannen die diesjährigen ausländischen Frühjahrslehrgänge mit einem 1-wöchigen Aufenthalt in Frankreich. Vom lokalen Verantwortlichen, Pascal Olivier (43 Jahre, circa 30 Jahre Aikido Praxis) erhielten wir frühzeitig die Nachricht, daß alle Vorbereitungen getroffen seien und daß alle mit großem Enthusiasmus dem ersten französischem Tendoryu Lehrgang entgegensehen. Pascal ist jemand, der sein ganzes Leben dem Aikido gewidmet hat, und er ist eine Persönlichkeit mit reinem Herzen. Neben seiner Bescheidenheit ist er auch ausgesprochen beharrlich, und er ist ein Charakter, der um keinen Millimeter nachgibt, wenn er von etwas nicht überzeugt ist. Er hatte bereits alle Dinge wie Datum und Zeiten des Lehrganges und eigentlich auch die Auswahl des Lehrgangsortes, PR usw. abgeschlossen.
Aber dann traten unerwartete Schwierigkeiten auf. Unglücklicherweise fanden zur gleichen Zeit in ganz Frankreich Bürgermeisterwahlen statt, und die große Sporthalle, in der der Lehrgang ablaufen sollte, wurde zum Wahllokal erklärt. Es ist klar, daß genauso auch in Japan oder einem anderen Land Reservierungen für öffentliche Veranstaltungen Priorität besitzen. Aber Pascal wollte eine Absage nicht akzeptieren. Wiederholte Male setzte er seine Füße zum gegenwärtigen Bürgermeister in Bewegung und erhielt schließlich die Genehmigung zur Nutzung jener Sporthalle. Da Pascal schon seit vielen Monaten den Plan für den Tendoryu Lehrgang vielen Aikidoka mitgeteilt hatte, war er auch in einer Situation, aus der er nicht mehr zurück konnte, und seine Beharrlichkeit, seine unverfälschte Motivation, und seine Stärke können den Bürgermeister wohl zum Einlenken bewegt haben.
Zu diesem Lehrgang, der solche Schwierigkeiten zu überwinden hatte, kamen etwa 100 Teilnehmer, und der Lehrgang konnte sehr erfolgreich durchgeführt werden.
Schon früher war Frankreich ein Land, das die Budo-Kunst hoch schätzte, und es existiert heute eine sehr zahlreiche Budo-Bevölkerung. Auf diese Weise ist das japanische Budo schon weltweit verbreitet, und wir Japaner wollen weiterhin dazu beitragen, daß die geistigen Werte, die uns aus alten Zeiten überliefert wurden, nicht in Vergessenheit geraten.
Unabhängig von Nationalität und Schule überschreiten viele Aikidoka mit Freuden bei intensivem Training Landesgrenzen, und jeder einzelne zeichnet sich durch gutes Benehmen und moralisches Verhalten aus. Und ich fühlte, daß sie mit dieser Tendenz zu japanischem Verhalten sehr zufrieden waren. Auch Pascal, der den Lehrgang organisiert hatte, hat sich wohl über alle Maßen gefreut.
Wenn ich das Verhalten von Pascal überdenke, so glaube ich, daß es Mut ist, der das eigene Herz aufrüttelt. Die Menschen dürfen es nicht an Mut mangeln lassen, könnte man sagen. Die Pfeiler, die zu Stützen des Gesichtes des Budo-Geistes werden, sind „chi – jin – yuu (eichi – Weisheit, jihi – Barmherzigkeit, yuuki – Mut)“.
© übersetzt von Ichiro Murata und Peter Nawrot 06/2008