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Natürliche Kinder

Kawaraban Nr. 21

01/1995

von Kenji Shimizu

Die besten Wünsche zum Neuen Jahr. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle noch einmal für Ihre Unterstützung und Mithilfe danken, die es ermöglicht haben, daß wir das 25- jährige Jubiläum reibungslos begehen konnten.

Der erfolgreiche Ablauf des 25-jährigen Jubiläums war der Lohn dafür, daß sich der Vorsitzende des Schüler-Vorbereitungskomitees Kiyokazu Koda und 14 weitere Personen ungefähr ein Jahr lang fast jeden Samstag trafen, um die Vorbereitungen voranzutreiben. Da jeder einzelne dieser Gruppe eine starke Persönlichkeit ist, hielt ich ein gemeinsames Vorgehen erst für problematisch, doch der Wille, das 25-jährige Tendokanjubiläum erfolgreich zu gestalten, schmiedete sie zusammen, und sie haben hervorragend zusammengearbeitet. Ich erinnere mich an die nicht in Worte zu fassende Rührung besonders diesen Leuten gegenüber, die mich an jenem 25. Jahrestag ergriffen hatte.

Bei Menschen, die Aikido betreiben, steht das Training von Körper und Geist an erster Stelle. Doch wenn man danach fragt,  wieso sie gerade Aikido  gewählt haben, obwohl es viele andere Sportarten gibt, so antworten die meisten, daß sie eine traditionelle japanische Kunst erlernen wollten. Japan verändert sich, doch ist es eine Tatsache, daß unter den Japanern ein ausgeprägtes Bewußtsein existiert, die japanische Kultur nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Neulich war in der Zeitung zu lesen, der berühmte Professor Michio Morishima der Londoner Universität und der Universität von Osaka hätte gesagt, er glaube, daß die Zeit zwischen dem 14. und dem 20. Lebensjahr eines menschlichen Lebens einen ereignisreichen und wichtigen Zeitraum mit der meisten kreativen Energie darstelle. Das gelte sowohl für Wissenschaftler wie für die japanischen Jugendlichen, die diese wichtige Zeit in Nachhilfeschulen und mit Prüfungsvorbereitungen vergeudeten. Das Ergebnis sei eine Massenproduktion von lethargischen Schülern und Erwachsenen ohne Ambitionen. Denn unter dem Namen ‚Nachkriegsdemokratie’ wurde die Ausbildung vereinfacht, und die Mehrheit der Japaner lernte und arbeitete, um „Manager“ zu werden. Diese dumme Gleichmacherei, alle Leute zu Managern machen zu wollen, führte zwangsläufig zu einer Massenproduktion von Ausfällen. Für solche Kinder entstanden in der Schule Schattenplätze, die meiner Meinung nach zu Mobbing führten. Es ist wichtig, alle Leute nicht nur dem Schein nach gleich zu behandeln, sondern jedem einzelnen Menschen einen für ihn passenden Traum zu geben.

Ist es nicht so, daß aus der Erfahrung des aktiven und offenen Verhaltens während der Jugendzeit Lebensweisheit entsteht und man den Wert und  die Würde des Lebens verstehen lernt? Wichtig in dieser Zeit ist es, sich selbst intensiv zu betrachten und den  Willen zu haben, Körper und Geist zu stärken. Aikido bedeutet wahre Stärke und ist bestens dazu geeignet, Stärke gegen sich selbst und weniger Stärke gegen andere zu trainieren.

© übersetzt von Birgit Lauenstein und Peter Nawrot 01/2005